Tuesday, June 01, 2010

Terre Thaemlitz sagt, dass

»unsere leichtfertige Anwendung von gutem Willen, unsere Bereitschaft, in unbezahlten Projekten und Performances zu partizipieren, letztlich ein Akt der Selbstsabotage ist. Die Haltung des passionierten Künstlers, ›l’art pour l’art‹, verschleiert Probleme der Arbeit und der Bezahlung. Der ikonische, am Hungertuch nagende Künstler, der sich freiwillig ohne Lohn selbst verwirklicht, ist ein Streikbrecher, ohne dass er es weiß. Wenn Kulturindustrien zusammenbrechen, sobald wir angemessene Bezahlung für unsere Arbeit fordern, dann sei es eben so.«
(aus einem Interview mit der SPEX #321 07-08.2009)

Monday, November 17, 2008

Jemeinigkeit des Daseins

Berlinerisch, frei nach Heidegger in "Sein und Zeit": Dasein ist Seiendes, das je ich selbt bin, das Dasein ist ein jemeines.

Sunday, September 09, 2007

Kritikfähigkeit

Wer kritisiert die Kritik, die Agamben an Derridas Kritik an Benjamins Kritik der Gewalt ausübt?

Saturday, September 01, 2007

Berlin, Berlin

Das ist wirklich eine Haß-Liebe.
Hätten doch alle anderen Städte dieser Welt mehr Ähnlichkeit mit Berlin und Berlin dafür etwas weniger.

Das liebevolle Nicht-Styling als Hauptmerkmal; ich mag das ja auch wirklich, finde Cafés mit zusammengewürfelten Möbeln immer noch gemütlich und stehe auf Antiquariate und Secondhandläden, Selbstdesigntes, -gebasteltes und -genähtes, gemischtes Publikum in den Theatern.
Dennoch. Vor 2 Jahren wurde mit erhobenen Zeigefinger und ohne eine andere Körperbewegung als ein rhythmisches Rucken des Kopfes getanzt. Jetzt wird so getanzt, daß es aussieht, als würde es Spaß machen und als wäre es egal, wie es aussieht. Nur das Alle so tanzen.
Alles ist Trend; das Vorglühen vor dem Hintergrund einer Ausstellungseröffnung, das Als-Künstler-im-Café-sitzen, wieder nach Kreuzberg ziehen, Vintagemode-tragen. Die Verpackung, die suggeriert, das nur der Inhalt zählt. Der Inhalt aber ist nur die Verpackung.
Weniger moralisch, etwas wohlwollender betrachtet: ein fiduziärer Vertrag, der eine Kongruenz von Form und Inhalt voraussetzt; wie Falschgeld den Bettler reich oder zum Betrüger machen kann, kann die Verpackung subversive Inhalte schaffen oder sich in den Kreislauf des ökonomischen Tausches eingemeinden.

Monday, August 27, 2007

Das Vergehen der Zeit I

Was für eine Energie-, Ressourcen- und Zeitverschwendung das Theater doch ist, eine Gabe, die ohne Gegengeschenk auskommt, ein ungeheurer, unökonomischer Akt.

Wednesday, July 11, 2007

Büro für souveräne Zeitverschwendung

Heute ist das Büro für souveräne Zeitverschwendung ins Leben gerufen worden.

Im vollen Bewußtsein, das es sich nicht gänzlich von jeglicher Produktions- und Verwertungslogik frei machen kann, ist die einzige Mission des Büros, den schlechten Ruf der Zeitverschwendung zu revidieren. Es wird (nicht heute, nicht morgen, aber eventuell bald) Nischen suchen, versuchen und kreieren, in denen Inhalte wie Sinn, Ziel, Zweck, Produkt, Effizienz, Managment, Input und Output möglichst kurz kommen. Dafür wird es den ästhetischen Blick des Flaneurs einsetzen und seinem weiblichen Äquivalent, der Passante, zu Ruhm verhelfen.

Das Büro für souveräne Zeitverschwendung ist nicht ergebnisoffen, sondern gegen das Ergebnis. Es wird großzügig, verschwenderisch, blasiert, exklusiv, nostalgisch, planlos, chaotisch vorgehen, schweigend genießen und dabei viel Zeit verlieren.

Ehrenmitglieder: Ariadne, Ariane Sommer, Bartleby, Beau Brummell, Consul Weyer, Franz Hessel, Gülcan Kaharanc, Kader Loth, Oblomow, Sisyphos, der Taugenichts

Orte: Betten, Bushaltestellen, Cafés, Gänge, Garderoben, Nichtorte, Niemandsland, Nischen, Orte der Bürokratie, Spielplätze, Transiträume, Vorräume, Warteräume, Wiesen, Wohnzimmer, Züge, Zwischenräume

Liebt: Aufzählungen, Bürokratie, Kaffee, Domino, fernsehen, flanieren, Internet, Nichtstun, Promenadologie, Schönschrift, stricken, Übersprungshandlungen

Hintergrundmusik: Alter Ego: Slacker
audiossey: Slacker
Arab Strap: Wastin
Beck: Loser
Belle and Sebastian: Sleep The Clock Around
Booka Shade: Wasting Time
Camper Van Beethoven: When I Win The Lottery
Felix da Housecat: Watching cars go by
Frankie Goes To Hollywood: Relax
Jack Johnson: Sitting, Waiting, Wishing
Madonna: Nothing Really Matters
M83: Slowly
Peter Licht: Sonnendeck
Pink Martini: Sympathique
Pixies: Gouge Away
Oasis: The Importance Of Being Idle
of Montreal: Doing Nothing
Otis Redding: (Sittin' on) the Dock of the Bay
Silver Jews: Sleeping Is the Only Love
Styrofoam: The Long Wait
The Sea and Cake: Try Nothing